Historie

Um 1900

Historisches Chirurgisches Besteck
(aus der Broschüre der Schwesternschaft von 1968)

Die Krankenversorgung auf dem Land steckt noch in den Kinderschuhen. In einem gemieteten Privathaus in Ehringshausen beginnt der Sanitätsrat Dr. Stein mit den Anfängen einer privaten Krankenhausarbeit. Sein Ziel ist es, die ländliche Bevölkerung ortsnah und nach modernen Gesichtspunkten behandeln zu können. 

1905 bis 1909

Pfarrer Wilhelm Nacke aus Altenkirchen gründet in der Synode Braunfels eine Sektion der evangelischen Frauenhilfe, welcher alle evangelischen Frauen angehörten. Mit ihren kleinen Beiträgen sollten sie eine Gemeindeschwesternstation tragen helfen. Sein Blick fällt auf das benachbarte Ehringshausen, wo einige Männer seines Kreises in einem Hüttenbetrieb arbeiten. Pfarrer Nacke kommt mit Dr. Stein in Kontakt.

1910

Zusammen fassen Pfarrer Nacke und Dr. Stein den Entschluss, in Ehringshausen ein Krankenhaus zu bauen. Sie begeistern die Kaiserin Auguste Victoria in Berlin, welche 25.000 Mark für den Bau stiftet. Weitere private Mittel kommen hinzu und der Bau kann beginnen. Die gesamten Baukosten der ersten beiden Bauabschnitte belaufen sich später auf 110.00 Mark. 

1911

Kaiserin Auguste Victoria
(Public domain, via Wikimedia Commons)

Das Ehringshäuser Krankenhauses wird eingeweiht und unter dem damaligen Namen »Kaiserin-Auguste-Victoria-Gemeindehaus« seiner Bestimmung übergeben. Die Pflege der Patienten übernehmen Helferinnen, die von der Evangelischen Frauenhilfe finanziert werden.

1912

Das Krankenhaus wird bereits zu klein. Ein zweiter Bauabschnitt wird in Angriff genommen.

1913

Das Krankenhaus verfügt nun über 50 Betten. Der Andrang ist so groß, dass die Kranken oft 8 Tage und länger warten müssen, ehe sie aufgenommen werden können. Hauptsächlich behandelt werden Infektiöse, Lungenkranke und Erholungsbedürftige. Auch chirurgische Fälle gehören zum Behandlungsspektrum. Für damals übliche Liegekuren wird »am Waldrand unter schattigen Eichen« eine Halle errichtet. In der Klinik wohnen der Assistenzarzt, die Krankenschwestern und Mägde.

1914 bis 1918: 

Unser Krankenhaus 1914
(Feldpostkarte)

Wegen des ersten Weltkrieges wird Im Haus eine Lazarett-Abteilung eingerichtet. Die Zahl der jährlich behandelten verwundeten Soldaten steigt von 113 im Jahr 1914 auf 528 im Jahr 1918 an.

1922

Das Krankenhaus geht in die Trägerschaft der Gesamtfrauenhilfe in Berlin über. Ein Kuratorium vor Ort soll die Arbeit fortan fachkundig begleiten und lenken. Seine Mitglieder rekrutieren sich aus der Frauenhilfe, der Kreisverwaltung, örtlich mit dem Haus verbundenen Personen und einem Kreis der Freunde des Krankenhauses. 

1925

Das Haus wechselt in die Zuständigkeit der Rheinischen Frauenhilfe.

1927 bis 1930

In diesen Jahren wird in Ehringshausen eine Krankenpflegeschule betrieben. Sie bildet insgesamt 18 Schwestern aus.

1932 bis 1935

Das Krankenhaus ist kurzzeitig defizitär, kann die Defizite jedoch durch kluge Maßnahmen abbauen. 

1939 bis 1945

Im 2. Weltkrieg wird der Klinik erneut eine Lazarett-Funktion zugewiesen. Die Entbindungsabteilung des Wetzlarer Krankenhauses muss nach Ehringshausen umziehen. Vor dem Krankenhaus wird eine Baracke für 24 Ausländer und Ostarbeiter errichtet. Unter den erschwerten Bedingungen beherbergt das Haus 30 Kinder- und 100 Patientenbetten.

1946 bis 1965

Unser Krankenhaus nach dem 2. Weltkrieg.
Im Hintergrund erkennt man zum Trockenen aufgehängte Bettwäsche.

(aus der Broschüre der Schwesternschaft von 1968)

Nach Kriegsende werden wichtige Investitionen nachgeholt. Das Krankenhaus erhält einen Fahrstuhl, eine Zentralheizung und eine Wasserenthärtungsanlage. Der Kreißssal-Trakt wird aufgestockt. Das Krankenhaus hat nun etwa 50 planmäßige Betten, ist aber oft mit bis zu 65 Betten belegt.

1966 bis 1968

Anbau eines neuen Flügels
(aus der Broschüre der Schwesternschaft von 1968)

Um den Anforderungen der Zeit gerecht zu werden und das Problem der Überbelegung zu lösen nimmt die Evangelische Frauenhilfe einen  großen Um- und Neubau in Angriff. Ein neuer Flügel wird angebaut, die alten 50 Jahre alten Trakte werden modernisiert. Das Krankenhaus verfügt jetzt über 70 Planbetten. Die OP- und Behandlungsbereiche von Chirurgie, Innerer Medizin und Gynäkologie werden so angeordnet, dass es keine Wegeüberschneidungen gibt. Einige Patientenzimmer haben Sauerstoffanschluss; Telefon liegt überall an. Die Baukosten der Maßnahme betragen 2 Mio. DM.

1968

Der »Verein zur Förderung des Kaiserin-Auguste-Victoria-Krankenhauses« gründet sich. Er hat das Ziel, die Klinik unabhängig finanziell und ideell zu unterstützen. Der erste Vorsitzende des Vereins muss satzungsgemäß immer der Bürgermeister von Ehringshausen sein. In 50 Jahren hat der Verein der Klinik Gerätschaften und Hilfsmittel im Wert von insgesamt rund 750.000 EUR zur Verfügung gestellt.

Um 1970

Die Verwaltung der Klinik um 1965
(aus der Broschüre der Schwesternschaft von 1968)

Die zunehmende Mobilität der ländlichen Bevölkerung macht aus den Krankenhäusern Wetzlar und Dillenburg allmählich direkte Wettbewerber. Die Schwestern der Klink begegnen dieser Herausforderung mit noch mehr Fürsorge und noch besserer Pflege. 

1990er Jahre

Die Klinik um 1990

Die Klinik hat jetzt 89 Planbetten und ist in der Umgebung sehr beliebt. Verschiedene Gesundheitsreformen bereiten jedoch dem Träger, der Evangelische Frauenhilfe, Kopfzerbrechen. Das Belegarztsystem sichert eine gewisse Einzigartigkeit, doch das politische Klima verschiebt sich mehr und mehr hin zur Förderung von riesigen Einheiten. Kleine, individuelle Häuser stehen immer weniger im Fokus der Gesundheitspolitik.

2000er Jahre

Die Evangelische Frauenhilfe gibt das Haus schließlich ab. In den nächsten Jahren folgen weitere Besitzwechsel und strukturelle Veränderungen. Doch die Klinik genießt in der Region unverändert einen sehr guten Ruf. In unabhängigen Untersuchungen der Techniker Krankenkasse zur Patientenzufriedenheit schneidet das Haus stets mit Werten von über 95% ab.

2013

Das Kaiserin-Auguste-Victoria-Krankenhaus feiert seinen 100. Geburtstag.

Ab 2019

Im Jahr 2019 muss die bis dahin sehr erfolgreiche Geburtshilfe schließen. Die Klinik positioniert sich mit zusätzlichen Angeboten neu. So werden die Bereiche Orthopädie und Kardiologie ausgebaut. Die Knie-Endoprothetik wird Bestandteil des Leistungsspektrums. Mit 20% mehr Pflegekräften pro Patient steht das Krankenhaus im Hessenvergleich überdurchschnittlich gut da.